Pflegeheim Erika Horn, Andritz, Graz Dietger Wissounig Architekten
In sieben Wohngemeinschaften sollen die 105 Bewohner*innen im Grazer Alten- und Pflegeheim Erika Horn die notwendige Unterstützung erhalten, um ihre Selbstständigkeit und Mobilität auch im hohen Alter wahren zu können. Dietger Wissounig Architekten entwarfen zu diesem Zweck einen hölzernen Wohnkomplex, der die Grenzen zwischen dem Innenraum und dem angrenzenden Park am Andritzbach immer wieder verschwimmen lässt.
Architekt*innen
Dietger Wissounig Architekten ZT GmbH, Graz
Gebäudetypologie
Alten- und Pflegeheim
Bauvorhaben
Neubau
Fertigstellung
2015
Standort
Graz, Österreich
BGF
7164,53 m2
Bewohner*innenanzahl
105
Das Konzept des Alten- und Pflegeheims im Grazer Norden richtet sich nach dem vom Konsortium Deutscher Altershilfe (kurz: KDA) entwickelten Wohngemeinschaftsmodell, in dessen Zentrum die eigenverantwortliche Gestaltung des Alltags der Bewohner*innen steht. Sofern es ihnen möglich ist, sollen sie sich innerhalb der familiären Wohngruppen an hauswirtschaftlichen Tätigkeiten wie der Zubereitung von Mahlzeiten beteiligen können. Der zweigeschossige Bau mit begrüntem Flachdach hat vier Flügel, die sich um einen zentralen, symbolischen Dorfplatz gruppieren. Dieser Platz beinhaltet neben dem überdachten Haupteingang ein Café, einen Friseur, einen Andachtsraum und den zentralen Pflegestützpunkt. Das offene und bepflanzte Atrium gilt als zentraler Treffpunkt für die Bewohner*innen und kann für verschiedenste Veranstaltungen genutzt werden.
Die 105 Bewohner*innen sind in sieben Wohngemeinschaften untergebracht, wovon sich drei im Erdgeschoss und vier im Obergeschoss befinden. Sie bestehen aus je 13 Einzelzimmern und einem Doppelzimmer, einem gemeinschaftlichen Wohnzimmer mit Küche und eigenem Pflegestützpunkt, einem Zimmer für Betreuer*innen und einem eigenen Innenhof im Obergeschoss bzw. einem angrenzenden Garten im Erdgeschoss. Die Gärten unterscheiden sich in Größe und Charakteristik. Kleinere und größere Rundgänge im, auf und neben dem Gebäude bieten Bewegungsmöglichkeiten für die Bewohner*innen. Diese Wege führen stets an ihren Anfang zurück und sind dadurch auch gut für Menschen mit Demenz geeignet.
Da das Grundstück in der Andritzer Hochwasserzone liegt, ist das Alten- und Pflegeheim nicht unterkellert. Die Decken und Schotten bestehen aus Stahlbeton, alle anderen konstruktiven Elemente wurden aus Holz gefertigt. Die zweigeschossigen Fassadenelemente aus Lärchenholz wurden im Werk vorgefertigt. Die hochwärmegedämmte Außenfassade erfüllt in Kombination mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung mittels Lüftungsanlage und einer Photovoltaik- und Solarthermieanlage zur Heizungsunterstützung auf dem Dach den Passivhausstandard.
Warum handelt es sich um ein Best-Practice-Beispiel?
Die Freiflächen des angrenzenden Parks sowie des Alten- und Pflegeheims sind ausreichend dimensioniert, um im Akutfall temporäre Räume im Außenraum errichten zu können. Auch im Innenraum gibt es ausreichend Flächen, die multifunktional genutzt werden können.
Durch die Anordnung der sieben Wohngruppen in den vier Gebäudeflügeln mit jeweils eigenen Pflegestützpunkten ist während einer Pandemie oder eines lokalen Infektionsgeschehens eine Kohortierung der einzelnen Wohngruppen mit geringen Einschränkungen des normalen Betriebs möglich. Die teils überdachten Freitreppen ermöglichen eine dezentrale und kohortenspezifische Erschließung, sodass Begegnungen unterschiedlicher Personengruppen reduziert werden können. Die Anordnung der Räume und die dezentrale Verteilung der Sanitäranlagen ergeben kurze Wege für Personal und Bewohner*innen. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung wird mittels einer Lüftungsanlage sichergestellt.