Volksschule Unterdorf, Gemeinde Höchst Dietrich Untertrifaller Architekten
Zahlreiche Wege des Unterdorfer Wegenetzes führen auf den Pausenhof der von Dietrich Untertrifaller Architekten entworfenen Grundschule. Die Außenflächen und Sportanlagen stehen der örtlichen Bevölkerung größtenteils zur freien Verfügung. Auf 2530 m2 sind hier in einem schlichten, ebenerdigen Holzbau bis zu 200 Schüler*innen untergebracht. Die eingegliederte Turnhalle und die flexibel nutzbare Aula können extern erschlossen und somit auch außerhalb der Schulöffnungszeiten von der örtlichen Bevölkerung genutzt werden.
Architekt*innen
Dietrich Untertrifaller Architekten, Bregenz, Wien, St. Gallen, Paris, München
Gebäudetypologie
Schulbau
Grundrisstypologie
Kammstruktur
Bauvorhaben
Neubau
Fertigstellung
2017
Standort
Höchst, Österreich
BGF
3.925 m2
Platz für
200 Schüler*innen
Die eingeschossige Volksschule Unterdorf wurde in enger Zusammenarbeit mit Lehrkräften und der Gemeinde Höchst als Clusterschule geplant. Während Verwaltung, Aula, Sporthalle und die Fachräume auf der Westseite des Gebäudes verortet sind, befinden sich die vier Cluster der einzelnen Jahrgänge auf der Ostseite. Sie funktionieren eigenständig und beherbergen je zwei Klassenzimmer, einen Gruppen- und einen Ruheraum sowie eine Sanitäranlage mit Garderobe. Diese zu einem Cluster gehörenden Räume sind um einen zentralen Aufenthaltsraum herum angeordnet, dessen Funktion durch das pyramidenstumpfförmige Dach mit Oberlicht hervorgehoben wird. In den flexibel nutzbaren Räumen soll der Unterricht vermehrt in Kleingruppen stattfinden können, sodass er besser auf die individuellen Bedürfnisse und die Teilhabe aller Schüler*innen abgestimmt werden kann. Großflächige Verglasungen stellen Sichtbezüge zwischen den einzelnen Räumen untereinander und dem Außenraum her. So können die Lehrkräfte ihre Schüler*innen stets im Blick behalten. Getrennt werden die einzelnen Cluster durch Außenbereiche, die den Unterricht unter freiem Himmel ermöglichen und einen Zugang zum gemeinsamen Garten bieten.
Um den durchgängig eingeschossigen Eindruck des bis auf die Bodenplatte und die Unterkellerung komplett in Holzbauweise errichteten Baus zu wahren, wurde die zweigeschossige Sporthalle abgesenkt. Diese kann, wie die Aula im Eingangsbereich, extern erschlossen werden, wodurch auch eine Nutzung außerhalb der Schulöffnungszeiten gewährleistet wird. Dafür kann die bis zu 120 Personen fassende Aula durch verschiebbare Elemente vom Schulbereich abgetrennt werden. Die in allen Räumen sichtbare Holzkonstruktion aus mehrschichtigen Massivholzplatten schafft eine angenehme, warme Atmosphäre und trug dazu bei, die aufgewendete graue Energie für einen Neubau gering zu halten.
Warum handelt es sich um ein Best-Practice-Beispiel?
Durch die Anordnung der Räume in den vier Clustern ist im Bedarfsfall eine Kohortierung einzelner Personengruppen möglich. Die Freifläche zwischen den einzelnen Clustern und der jeweilige Zugang zum natürlich gut durchlüfteten Außenraum ermöglichen zusätzlich eine dezentrale und kohortenspezifische Erschließung. Zudem ist der Außenraum groß genug dimensioniert, um im Akutfall temporäre Räume errichten zu können. Darüber hinaus sind diese Freiflächen so angelegt, dass ganze Klassen auch im Freien unterrichtet werden können. Jedes Cluster kann somit eine eigenständige Kohorte bilden. Diese teilen sich dann zwei Gruppenräume und eine Sanitäranlage. Durch die dezentrale Verteilung der Sanitäranlagen entstehen kurze Wege innerhalb der einzelnen Cluster und minimieren somit das Infektionsrisiko durch die Begegnung unterschiedlicher Personengruppen und Kohorten. Die großflächigen Fenster ermöglichen sowohl eine natürliche Be- und Entlüftung als auch eine Querlüftung über die umgrenzenden Freibereiche, die bereits eine alltägliche Basishygiene begünstigen und die Luftqualität in den Räumlichkeiten steigern können. Dadurch entsteht eine gute Einsehbarkeit der Räume, wodurch zusätzlich die Orientierung im Gebäude erleichtert und den Schüler*innen und Lehrkräften die Möglichkeit gegeben wird, während einer Pandemie oder eines lokalen Infektionsausbruchs Begegnungen mit anderen Personengruppen zu vermeiden.
Dietrich Untertrifaller Architekten haben bei der Grundschule Unterdorf erfolgreich ein neues pädagogisches Konzept umgesetzt, in dem wichtige Aspekte des baulichen Gesundheitsschutzes erkannt und abgeleitet werden können.