Arztpraxen
Baulicher Gesundheitsschutz in Arztpraxen
Arztpraxen sind gesellschaftlich wichtige Infrastrukturen, die für die ambulante medizinische Versorgung (Gesundheit) von Privatpersonen sowie für die Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Lebens relevant sind.
Dort können vulnerable und potenziell infektiöse Personen aufeinandertreffen. Außerdem werden hygienekritische Tätigkeiten durchgeführt. Arztpraxen stellen darüber hinaus eine Säule bei Impfkampagnen dar. Daher ist die Aufrechterhaltung des Betriebs für die gesundheitliche Versorgung von hoher Bedeutung.
Personen kommen aus unterschiedlichen Gründen in Arztpraxen, einige aufgrund von Infektionskrankheiten, andere kommen zur Therapie ihrer Grunderkrankung oder zur Diagnostik bei bestehenden Symptomen und bringen Infektionen als Begleiterscheinung mit. Zudem werden in Arztpraxen Routine- und Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt und ältere sowie chronisch kranke Personen medizinisch betreut. Anders als in den kritischen Infrastrukturen Schule, Kita oder Alten- und Pflegeheim handelt es sich bei den Nutzenden der Arztpraxen um einen breiten Querschnitt der Gesellschaft. Arztpraxen sind wichtige Orte für eine gesamtgesellschaftliche ambulante gesundheitliche Versorgung, um Folgen für die physische und psychische Gesundheit sowie möglichen wirtschaftlichen und sozialen Folgen entgegenzuwirken. Die Möglichkeit einer ärztlichen Behandlung kann vulnerablen Personen ein Sicherheitsgefühl vermitteln. Im alltäglichen Betrieb kann durch den baulichen Gesundheitsschutz die Basishygiene verbessert werden. Darüber hinaus sollten in einer pandemischen Situation notwendige strukturelle Voraussetzungen vorhanden sein, um beispielsweise Impfkampagnen realisieren zu können.
Die Vielzahl unterschiedlicher Erreger lässt sich durch verschiedene Maßnahmen bekämpfen. Denn das Infektionsrisiko setzt sich aus vielen Faktoren zusammen, die sich gegenseitig beeinflussen können. Manche Maßnahmen zielen auf einzelne oder mehrere dieser Faktoren gleichzeitig ab. Je nach Erreger ändert sich auch die Relevanz der einzelnen Faktoren für die Bekämpfung. Dies hängt beispielsweise damit zusammen, dass die Infektionswege oder auch die Anfälligkeit bestimmter Personengruppen sich bezüglich der verschiedenen Erreger stark unterscheiden können. Gleichermaßen sind die auf die jeweiligen Faktoren abzielenden Maßnahmen unterschiedlich effektiv für die Infektionsprävention. Daher ist eine absolute Aussage zur Effektivität einer bestimmten Maßnahme nicht möglich. Die folgende Liste umfasst mögliche Faktoren für luftgetragene Erreger und für solche, die sich über Schmierinfektionen übertragen. Sie ist nicht nach Effektivität geordnet.
- Alter und Grunderkrankung
- Impfstatus
- Kontakte mit Familie, Freund*innen und Kolleg*innen etc.
- Ausbildungsgrad, insbesondere Kompetenz in Bezug auf Infektionsprävention
- Räumliche und zeitliche Bedingungen (z. B. Möglichkeiten zur Staffelung)
- Belüftungsverhältnisse und Monitoring der Belüftung
- Existenz von Hygieneleitfäden
» Ob im Bestand oder auf neubezogenen Flächen, ist ein stimmiges Raumkonzept der wichtigste Punkt, den es zu beachten gilt, um den Ablauf eines Praxisalltags effizient bewältigen zu können. «
Im Folgenden sind die für Arztpraxen relevanten Entwurfsprinzipien aufgeführt, die jeweils eine Liste mit konkreten baulichen, technischen und hygienischen Empfehlungen zur Umsetzung enthalten. Die Empfehlungen – vom baulichen Detail bis zum Grundriss – können für den eigenen Anwendungsfall spezifisch gefiltert werden und werden jeweils mit einem Best-Practice-Beispiel veranschaulicht.

Die Belüftung von Infrastrukturen hat nicht nur einen Einfluss auf die Übertragung von luftgetragenen Krankheitserregern, sondern auch auf die allgemeine Gesundheit der Nutzenden.
Grundlagentexte über verschiedene Lüftungsarten, Informationen, wie die Lüftungstechnik in den Planungsprozess eingebunden werden sollte und wie eine ausreichende Raumlufthygiene zum Gesundheitsschutz in Infrastrukturen erreicht wird, befinden sich auf der Lüftungstechnikseite.

Bei der Planung von Infrastrukturen sollten Materialien nicht nur nach Ästhetik, Einsatzort und Nutzung gewählt werden, sondern auch nach hygienischen Aspekten.
Die Materialeigenschaften haben einen Einfluss auf die Reinigbarkeit der Oberflächen und folgend auf die Besiedlung und Übertragung von Erregern.
Durch chemische, physikalische und mechanische Beanspruchung verändern sich jedoch mit der Zeit auch die Eigenschaften der Materialien, wodurch die Sicherheit der hygienischen Reinigbarkeit nicht mehr gegeben ist.