Lüftungstechnischer Gesundheitsschutz

Lüftungstechnischer Gesundheitsschutz ist nicht nur für die Erhöhung des Infektionsschutzes, sondern auch für die allgemeine Gesundheit der Nutzenden eines Gebäudes relevant. An dieser Stelle finden Sie Artikel zur Bewertung des Infektionsrisikos, zu verschiedenen Lüftungssystemen und weiteren Faktoren, die grundlegend für den lüftungstechnischen Gesundheitsschutz sind. Außerdem werden Sie bei der Wahl der richtigen Lüftungstechnik für Ihr Projekt unterstützt und können den Status eines existierenden Gebäudes prüfen. Abschließend wird Ihnen eine Empfehlungsliste angezeigt, um konkrete Maßnahmen zu ergreifen.

Entscheidungshilfe
Quelle: IKE
Grundlagenartikel
Informieren Sie sich über die grundlegenden Konzepte und Zusammenhänge der Lüftungstechnik hinsichtlich des Gesundheitsschutzes.
Die Abbildung gibt eine Übersicht über die Arten an Lüftungssystemen. Aufgeteilt wird in Freie Lüftung mit Fenster- und Schachtlüftung, sowie in maschinelle Lüftung mit zentraler und dezentraler Lüftung. Eine Kombination aus beiden stellt die hybride Lüftung dar.
Lüftungstechnik
Lüftungstechnische Grundlagen
Im folgenden Beitrag sind Grundlagen zu Lüftungsmöglichkeiten, anzustrebender Luftqualität, Raumluftströmungsarten und Lüftungseffektivität dargestellt.
Lüftungstechnik
Bewertung des Infektionsrisikos durch analytische Methoden
Durch die gängigen Risikobewertungsmethoden können Empfehlungen eingeordnet werden. Im Beitrag wird der analytische Ansatz vorgestellt.
Lüftungstechnik
Übertragung von Krankheitserregern über die Luft
Im folgenden Artikel wird die Übertragung von Krankheitserregern über die Luft, das Verhalten von Erregern in der Luft und wie ihre Konzentration in der Innenraumluft reduziert werden kann, thematisiert.
Lüftungstechnik
Bewertung des Infektionsrisikos durch numerische und experimentelle Methoden
Durch die gängigen Risikobewertungsmethoden können Empfehlungen, die von internationalen und nationalen Organisationen zur Erhöhung des Infektionsschutzes veröffentlicht wurde, eingeordnet werden. Im folgenden wird der numerische und der experimentelle Ansatz vorgestellt.
Lüftungstechnik
Lüftungstechnische Empfehlungen zur Verringerung des Infektionsrisikos
Eine verbesserte Belüftung kann ein Schlüsselelement zur Begrenzung der Übertragung von luftgetragenen Krankheitserregern sein. Dieser Artikel gibt eine Übersicht an Empfehlungen wie das Infektionsrisiko durch lüftungstechnische Maßnahmen verringert werden kann.
Lüftungstechnik
Risikobewertung bei luftgetragenenen Erregern
Wann ist welche Bewertungsmethode des Infektionsrisikos durch luftgetragene Erreger sinnvoll?
Infrastrukturübergreifende Empfehlungen für die Lüftungstechnik
Infektionspräventives Potenzial
hoch
mittel
gering
Aufwand in der Umsetzung Neubau
groß
mäßig
gering
nicht möglich
Aufwand in der Umsetzung Bestand
groß
mäßig
gering
nicht möglich
Eine Basisraumlufthygiene ist in der Regel gewährleistet, wenn der CO2 Gehalt < 1000 ppm im Mittel über die Aufenthaltszeit liegt (kurzeitige Überschreitungen sind zulässig).
Sanitäranlagen sollten mechanisch belüftet sein, egal ob sie innen- oder außenliegend sind.
Bei der Auswahl und beim Betrieb der Be- und Entlüftung ist nachzuweisen, dass während der gesamten Aufenthaltszeit von Personen im Raum neben den CO2 Grenzwerten auch die thermische Behaglichkeit eingehalten wird.
Wenn eine CO2 Konzentration von 1000 ppm nicht eingehalten werden kann, sollten tragbare Raumluftreiniger mit HEPA-Filtern erwogen werden. Dies sollte als letzte Option erwogen werden. Die Auswahl und Positionierung des Luftreinigers sollte von einer Fachkraft vorgenommen werden (VDI-EE 4300 Blatt 14), da die Luftfilter die Schadstoffverteilung verschlechtern können.
Es sollte einen Kaskadendruck von sauberen zu weniger sauberen Räumen geben.
Die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 40% und 60% betragen. Eine digitale Überwachung sollte sichergestellt sein.
Die Empfehlungen sollten überwacht und akustische Alarme und visuelle Benachrichtigungen festgelegt werden, die auch digital an Kontrollinstanz übermittelt werden, sobald Grenzwerte überschritten werden.
Sensoren für Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, CO2, PM usw. sollten kalibriert sein und die Umgebungsbedingungen genau an das Gebäudeautomationssystem (BAS) oder an die lokalen Steuerungen melden.
Eine permanente Kontrolle der Luftqualität mittels CO2 Sensoren sollte in jedem Fall durchgeführt werden, unabhängig der Be-/Entlüftungsart. Für die Raumnutzenden ist die Qualität der Raumluft gut sichtbar darzustellen. Eingesetzte CO2 Sensoren sollten Mindeststandards erfüllen hinsichtlich Genauigkeit im Messbereich, Verwendungsort, Einsatzdauer und Datenspeicherung erfüllen.
In jedem stark frequentierten Raum bzw. Aufenthaltsraum sollte eine visuelle Anzeige für die Raumluftqualität vorgesehen sein. Die Anzeigen müssen von den Raumnutzenden gut einsehbar sein. Festinstallierte Messgeräte sind mobilen vorzuziehen.
Filtertyp (Klasse G, Klasse F, HEPA, ULPA, Aktivkohle) und Filtermenge (Primär-, Sekundärfilter usw.) sollten entsprechend dem Verwendungszweck des belüfteten Raums festgelegt sein.
Rezirkulationszonen, Kurzschlussströme usw. sollten für eine optimale Effizienz vermieden werden.
Ein bevorzugtes Luftverteilungssystem ist auch bei der mechanischen Lüftung wichtig. Die höchste Lüftungwirksamkeit kann durch Quelllüftung erzielt werden.
Die Einführung eines mechanischen Lüftungssystems sollte vor der natürlichen Lüftung in Betracht gezogen sein.
Vorhandene Entrauchungsempfehlungen (insbesondere maschinelle Entrauchungsanlagen) sollten als Beitrag zur erforderlichen Lüftung berücksichtigt und umgesetzt werden.
Soll eine Ausbreitung zwischen Räumen und innerhalb eines Gebäudes vermieden werden, so können lüftungstechnische Maßnahmen zum Einsatz kommen, die jedoch mit baulichen Maßnahmen zusammengedacht werden müssen. So ist es möglich, eine effektive Kohortierung zu realisieren.
Es könnten UV-Desinfektionssysteme in Räumen und/oder in RLT-Anlage verbaut werden, um Pathogene zu inaktivieren. Es gibt jedoch keine Standards für die Verwendung zur „Desinfektion“ der Raumluft.
Wenn keine mechanischen Lüftungssysteme vorhanden sind, empfiehlt es sich, die Fenster aktiv zu nutzen, auch wenn dies zu thermischem Unbehagen und erhöhten Wärmeverlusten führt.
Von der Verwendung von Split-Systemen und Gebläsekonvektoren wird abgeraten.
Die bedarfsgesteuerte Lüftung (Demand controlled ventilation-DCV) sollte deaktiviert werden, wenn eine geringe oder keine Raumnutzung vorliegt.
Wärmerückgewinnungssysteme in Lüftungsanlagen sollten überprüft werden, um sicherzustellen, dass Leckagen unter Kontrolle sind.
Offene Toilettenfenster sollten vermieden werden, wenn es eine mechanische Entlüftung gibt.
Während einer Infektionswelle sollte auf eine verbesserte Raumlufthygiene geachtet werden: Der CO2 Gehalt sollte im Mittel über die Aufenthaltszeit < 800 ppm betragen (kurzzeitige Überschreitungen bis 1000 ppm sind möglich). Je höher die einem Raum zugeführte „virenfreie“ Luft und damit die Abfuhr von potentiell virenhaltiger Luft ist, desto geringer ist das Infektionsrisiko im Nah- und Fernfeld. Dieser Zusammenhang kann als direkt proportional angenommen werden. Wird z.B. der Zuluftvolumenstrom verdoppelt, so halbiert sich das Infektionsrisiko.
Es sollte bis zu 100% Außenluft verwendet werden. Die Umluft muss je nach Erreger reduziert, ausgeschaltet oder gefiltert werden.
Die Belüftung sollte durch Außenluft verstärkt werden. In stark verschmutzten Gebieten müssen die RLT Anlagen mit Außenluftfiltern versehen sein, um z.B. Feinstaub abzufiltern.
Der regelmäßiger Filterwechsel und die Wartungsarbeiten müssen mit den üblichen Schutzempfehlungen und gemäß der VDI 6022 durchgeführt werden.
Liegt der CO2 Gehalt > 2000 ppm im Mittel über die Aufenthaltszeit, so sollte der Raum ohne weitere Maßnahmen nicht genutzt werden.
Das Leistungsniveau des bestehenden HLK-Systems sollte regelmäßig überprüft werden, um festzustellen, ob die Auslegungsspezifikationen eingehalten werden.
Wenn der CO2 Gehalt im Mittel über die Aufenthaltszeit > 1000 ppm ist, dann ist die Lüftung unmittelbar zu überprüfen und Maßnahmen zu ergreifen, wie z.B. Lüftungsmöglichkeiten erhöhen, Personenanzahl begrenzen, Aufenthaltszeit verringern
Testen, Einstellen und Abgleichen sind die drei wichtigsten Schritte, um den ordnungsgemäßen Betrieb von HLK-Systemen zu gewährleisten. Im Allgemeinen führt die HLK-Fachkraft Luft- und Hydronikmessungen an der HLK-Anlage durch und passt den Durchfluss nach Bedarf an, um eine optimale Leistung der gebäudebezogenen Ausrüstungssysteme zu erreichen (z.B. Energetische Inspektion & VDI 6022).
Innenhöfe, Kamm- und Pavillionstrukturen können die natürliche Be- und Entlüftung erleichtern.
Hochfrequentierte Räume sollten sich zur besseren Querlüftung von Fassadenseite zu Fassadenseite erstrecken.
Bei natürlicher Belüftung sollten Räume verschiedener Kohorten nicht in einer Durchzugsachse positioniert sein.
Oberlichter zusätzlich zu Drehflügelfenstern sind besonders während Übergangszeiten geeignet, um gute Belüftung und Personenschutz möglichst lange Zeit im Jahr zu realisieren.
Programmierbare Fenster können Räume zwischen Nutzungszeiten hybride belüften. Motorisch unterstützte automatische Fensteröffnungen (z.B. nach CO2 Gehalt gesteuert) sind besser als rein manuell zu bedienende Fensterflächen.
Die Inhalte der Wissensplattform dienen als Planungsempfehlungen und können von den Nutzenden in Ihre Planung integriert werden. Sie dienen jedoch ausschließlich als ergänzende Empfehlung zu geltenden Gesetzen und Richtlinien. Aktuelle Sicherheits- und Bauvorschriften müssen eingehalten werden.