Tagespflege und Seniorenwohnheim, Carnaxide CVDB Arquitectos
In Carnaxide, einer etwa 10 Kilometer westlich von Lissabon gelegenen Kleinstadt, entstand 2007 ein Alten- und Pflegeheim mit 60 Wohneinheiten. Den von der Stadtverwaltung 2002 ausgelobten Wettbewerb gewann das Büro CVDB arquitectos mit einem Entwurf aus zwei in Ost-West-Richtung angeordneten, fünfstöckigen Riegeln und einer außergewöhnlichen Erschließung.
Architekt*innen
CVDB arquitectos, Lissabon
Gebäudetypologie
Alten- und Pflegeheim
Grundrisstypologie
Kammstruktur
Bauvorhaben
Neubau
Fertigstellung
2007
Standort
Portela de Carnaxide, Oeiras, Portugal
BGF
4990 m2
Bewohner*innenzahl
75
Das Grundstück des Centro de Apoio a Terceira Idade liegt in leichter Hanglage am Fuße des Leuchtturms Farol da Mama Sul. Östlich des Pflegeheims befindet sich ein Wohngebiet, im Westen schließt ein Gewerbegebiet mit vielen öffentlichen Gebäuden an. Schulen, Sporthallen, Fußballplätze und ein Schwimmbad liegen in direkter Nachbarschaft zur Einrichtung. In diesem Alten- und Pflegeheim bietet die 1988 von Bürger*innen der Gemeinde Oeiras gegründete Organisation Platz für ca. 75 Bewohner*innen, verteilt auf 60 Appartements. Ziel ist die Integration der älteren Menschen in das Gemeinschaftsleben der Umgebung.
Das Erdgeschoss des Gebäudes beinhaltet zu diesem Zweck neben dem Speisesaal und der Küche Räume für Altersgymnastik und Musiktherapie sowie zur psychosozialen und sozialen Betreuung. Die Behandlungsräume und die Aufenthaltsbereiche öffnen sich großzügig in Richtung des privaten Gartens. Durch das Foyer gelangt man in einen der beiden außenliegenden Treppenkerne, welche die einzige vertikale Erschließung darstellen. Das Erdgeschoss besteht als einziges Geschoss aus schwarzen Schiefersteinen und hebt sich damit auch nach außen hin sichtbar als Sockel der vier darüberliegenden Geschosse ab. Jedes dieser vier Geschosse beherbergt 15 Wohneinheiten. Im ersten Obergeschoss sind 13 vollumfänglich barrierefrei ausgeführte Appartements untergebracht. Diese verfügen über eine kleine Küchenzeile im Eingangsbereich und einen durch Schiebeelemente abgetrennten Schlafbereich, über den man in das rollstuhlgerechte Badezimmer gelangt. Die restlichen Appartements sind mit einer etwas größeren Küche ausgestattet. Hier erschließt ein vom Wohn-/Esszimmer ausgehender kleiner Flur das Schlafzimmer, eine Ankleide und das Badezimmer. Die Besonderheit des Entwurfs liegt im Zwischenraum. Die beiden die Wohnräume beinhaltenden Riegel sind nicht parallel zueinander angeordnet: Der südlichere Riegel kippt leicht ab, sodass sich der ohnehin großzügig dimensionierte Flurbereich zur westlichen Gebäudeseite hin öffnet. Zudem ist der Flur durch unterschiedlich große Einschnitte unterbrochen. Die Wegeführung erfolgt dadurch in einer Zick-Zack-Linie zwischen den beiden Flügeln. Da die Einschnitte von Geschoss zu Geschoss variieren, ergeben sich zwischen den Versprüngen Blickbeziehungen über bis zu drei Geschosse hinweg. Dieser Raum mit seiner vertikalen Transparenz soll einen Ort für informative Gespräche und Versammlungen bilden.
Warum handelt es sich um ein Best-Practice-Beispiel?
Durch seine klare Erschließung über die zwei Treppenkerne und den innenliegenden Flur ist das Gebäude sehr übersichtlich gestaltet. Die Bewegungsflächen zwischen den einzelnen Räumen sind großzügig dimensioniert und gut einsehbar, sodass Begegnungen im Bedarfsfall vermieden werden können. Durch die dezentrale Verteilung der Sanitäreinheiten sind die Wege für die Bewohner*innen kurz, und auch die Prozesse der Mitarbeitenden werden vereinfacht. Die großflächigen Fenster ermöglichen sowohl eine natürliche Be- und Entlüftung als auch eine Querlüftung über die angrenzenden Flurbereiche, wodurch die Luftwechselrate erhöht werden kann. Vor allem das gemeinschaftlich genutzte Erdgeschoss bietet viele Fensterflächen für eine gute Durchlüftung.