Kinderhaus am Entenbach in Lauterach von Bernardo Bader Architekten
Da Lauterach eine der am stärksten wachsenden Gemeinden der Region Vorarlberg ist, reichte der über 20 Jahre alte Bestandsbau des örtlichen Kindergartens nicht mehr aus. Das Büro Bernardo Bader Architekten plante am Rande des Landschaftsschutzgebietes Lautacher Ried einen 65 Meter langen Holzelementbau mit Platz für ebenso viele Kinder, der bei Bedarf in den nächsten Jahren erweitert werden kann.
Architekt*innen
Bernardo Bader Architekten ZT GmbH
Typologie
Kindertagesstätte
Bauvorhaben
Neubau
Fertigstellung
2017
Standort
Lauterach, Österreich
BGF
1.300 m2
Platz für
65 Kinder
In Rosa, Hellblau, Weiß und Gelb sind die vier Eingänge gestaltet, über welche die Kinder im Alter von 15 Monaten bis vier Jahren morgens zu ihren Gruppenräumen gelangen. Von außen sind durch unterschiedliche Raumhöhen vier Gebäudeteile erkennbar. Der größte und dem Altbau zugewandte Abschnitt beherbergt die Gemeinschaftsräume: Speisesaal, Bibliothek, einen multifunktionalen Bewegungsraum und einen Abstellraum für Tretroller, Fahrräder etc. In den anderen drei Gebäudeteilen befindet sich jeweils ein Gruppenraum. Die Erscheinung des langen, hölzernen Riegels erinnert durch seine Dachform und die separaten Eingänge an eine Aneinanderreihung einzelner Häuser – Reihenhäuser für Kinder. Jede Gruppe verfügt über ihren eigenen Eingang, eine Garderobe, einen Bewegungsraum, ein kleines Badezimmer und einen etwa 56 m² großen Gruppenraum mit Küchenzeile. Die Gruppenräume sind wie der Speisesaal und der Gemeinschaftsraum zum Garten hin ausgerichtet und mit einer kleinen Empore als Rückzugsort für die Kinder versehen. Breite Schiebetüren führen auf eine Loggia, die auch bei schlechterem Wetter das Spielen an der frischen Luft ermöglicht. Jeder Gruppenraum verfügt über einen eigenen Freibereich mit integrierten Lagerflächen für Outdoor-Spielsachen. Weitere Lagerflächen befinden sich unter der Empore, in den Gruppenräumen und im Keller des Gebäudes. Die Bewegungsräume liegen wie die Büro- und Besprechungsräume gegenüber der Gruppenräume auf der westlichen Seite des Gebäudes. In der Mitte verläuft ein alles verbindender, breiter Flur. Die Trennwände zwischen Flur und Aufenthaltsräumen sind allesamt aus Glas gestaltet, sodass das gesamte Gebäude – trotz seiner Tiefe von 20 Metern – mit Tageslicht versorgt wird. Bis auf die in Ost-West-Richtung verlaufenden Flure der separaten Eingänge sind alle Räume fünf Meter hoch. Die Wände und die Decke sind bis auf Höhe der Fensterbänder weiß verputzt, darüber mit Weißtannenholz verkleidet. Nur die Bodenplatte und die Teilunterkellerung des Gebäudes bestehen aus Beton. Teile des Flurs und die Böden der Gemeinschaftsräume sind mit Terrazzo ausgekleidet, in den Gruppenräumen entschieden sich die Architekt*innen für einen Bodenbelag aus Eschenholz. Die Fassade wiederum wurde mit Fichtenholz verkleidet. Das Gebäude verfügt über eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung und erfüllt in Kombination mit einer Wärmepumpe (Sole/Wasser) den Passivhausstandard.
Warum handelt es sich um ein Best-Practice-Beispiel?
Die großen überdachten Freibereiche des Kindergartens ermöglichen das Spielen an der frischen Luft, und der angrenzende Garten ist entsprechend dimensioniert, um dort im Bedarfsfall weitere temporäre Räume errichten zu können. Die dezentrale Erschließung der einzelnen Gruppenräume ermöglicht das Bilden einzelner Kohorten innerhalb des Gebäudes. Da jede Gruppe über eigene Lagerflächen, Sanitäranlagen und eine Küchenzeile verfügt, ist im Bedarfsfall eine Kohortierung möglich. Die Bewegungsflächen sind großzügig dimensioniert, sodass die Kinder ausreichend Bewegungsmöglichkeiten haben und keine ungewünschten Kontakte auf engem Raum entstehen. Durch die klare Struktur mit der zentralen, innenliegenden Erschließung und der Gliederung in einzelne „Häuser“ ist das Gebäude sehr übersichtlich gestaltet. Die kontrollierte Wohnraumlüftung trägt zu einer guten Luftqualität bei, sodass das Infektionsrisiko über luftgetragene Erreger minimiert wird. Bei Bedarf wäre zusätzlich eine Querlüftung über die verglasten Ost- und Westfassaden möglich.