Exposition und Disposition der verschiedenen Nutzergruppen
Mehrere Faktoren beeinflussen im Zusammenspiel das Infektionsrisiko einer Person. Ein Verständnis darüber ist die Voraussetzung, um bewusst infektionspräventiv bauen zu können. In diesem Artikel werden die Begriffe Exposition und Disposition erklärt.
Im Hinblick auf Infektionsprävention wird unter dem Begriff Exposition der Umfang des Ausgesetztseins gegenüber gefährdenden Einflüssen, wie Infektionserregern, verstanden. Dabei spielen die Nähe und die Dauer des Kontaktes sowie die Anzahl der Kontaktpersonen eine Rolle. Als Disposition wird eine bestehende, erworbene oder durch äußere Einflüsse verursachte erhöhte Anfälligkeit für Erkrankungen bezeichnet. Sie wird unter anderem durch Alter, Geschlecht und Grunderkrankungen beeinflusst. Während einer Krebstherapie kann das Immunsystem beispielsweise beeinträchtigt sein. Tabelle 1 zeigt vergleichend die Exposition und Disposition für verschiedene Infrastrukturen und Nutzergruppen.
Organisatorische Maßnahmen zur Senkung des Infektionsrisikos
In Zeiten mit erhöhtem Aufkommen von Atemwegsinfektionen kann neben grundsätzlich dauerhaften baulichen Maßnahmen (z. B. Einzelzimmer für Pflegeheimbewohnende, Möglichkeiten zum Isolieren und Kohortieren, Belüftung, Wegeführung) in verschiedenen Bereichen die Exposition gegenüber Infektionserregern organisatorisch reduziert werden. Beispielsweise sollten in Büros Homeoffice-Regelungen greifen bzw. Online-Angebote in Ämtern bereitgestellt werden. In Arztpraxen können Telemedizin-Sprechstunden und eine Infektionssprechstunde angeboten werden, sodass mutmaßlich infektiöse Patient*innen die Praxis nur zu einer definierten Zeit besuchen oder getrennte Wartezimmer angeboten werden (zeitliche bzw. räumliche Trennung). Zudem sollte auf eine ausreichende Bereitstellung von persönlicher Schutzausrüstung (z. B. Masken) geachtet werden. In manchen Bereichen ist es allerdings kaum möglich, die Expositionen zu reduzieren, wenn der Regelbetrieb aufrechterhalten werden soll (z. B. Kita, Krankenhaus). Es ist auch möglich, die Disposition positiv zu beeinflussen, indem Personen möglichst alle für ihre jeweilige Altersgruppe empfohlenen Impfungen erwerben.
Insgesamt ist es wichtig, sich Kompetenzen im Umgang mit Infektionsrisiken und Maßnahmen zur Infektionsprävention anzueignen. Grundkenntnisse sollten allgemeines Schulwissen sein. Medizinisches Personal hat selbstverständlich weit darüberhinausgehendes Wissen. In Krankenhäusern werden zudem Ärzt*innen und Pflegepersonal beschäftigt, die eine Zusatzweiterbildung im Hinblick auf die Infektionspräventionsmaßnahmen haben. Es sollten regelmäßig Schulungen zum infektionspräventiven Verhalten und zur richtigen Verwendung von Schutzausrüstung stattfinden.
Für die bauliche Planung ist es entscheidend, sich die unterschiedlichen Infektionsrisiken in den verschiedenen Infrastrukturen und deren Nutzergruppen bewusst zu machen, um zielgerichtete Entscheidungen bei der Planung treffen zu können.