Die häufigsten meldepflichtigen Infektionskrankheiten in Deutschland
Eine vollständige Übersicht über die Häufigkeit der verschiedenen Infektionserkrankungen gibt es nicht, da nicht alle Infektionserkrankungen einer gesetzlichen Meldepflicht unterliegen. Außerdem gehen nicht alle Personen mit einer Infektion in eine Arztpraxis bzw. ist ein Arztbesuch nicht immer mit weiterführender Diagnostik verbunden. Es besteht eine hohe Dunkelziffer. Die an das Robert Koch-Institut übermittelten Daten zu meldepflichtigen Infektionskrankheiten geben in Bezug auf die veröffentlichten Infektionen aber einen guten Überblick über das Infektionsgeschehen in Deutschland.
Infektionen der oberen Atemwege treten in Deutschland sehr häufig auf. Dazu zählen vor allem grippale Infekte (Erkältungen, die mit Schnupfen, Husten, leichtem Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl einhergehen), Rachenentzündungen, Sinusitis (Infektionen der Nasennebenhöhlen) und Mittelohrentzündungen. Infektionen der oberen Atemwege werden insbesondere durch Viren hervorgerufen.
Diese Erkältungserkrankungen sind die häufigste Ursache für Arztbesuche, Arbeitsausfall und Abwesenheit von der Schule. Bei Erwachsenen wird davon ausgegangen, dass sie zwei- bis dreimal im Jahr daran erkranken, Kinder noch häufiger. Die Übertragung erfolgt in der Regel über die Luft und durch direkten, physischen Kontakt. Besonders schwerwiegend sind die Influenza (Grippe) und die SARS-CoV-2-Infektion, die das schwere akute Atemwegsyndrom (SARS) verursacht und die COVID-19-Pandemie 2020–2022 auslöste.
Die zweite große Gruppe sind Infektionen des Magen-Darm-Traktes. Sie können sowohl durch Bakterien als auch durch Viren hervorgerufen werden. Eines der wichtigsten Viren in diesem Zusammenhang ist das Norovirus. Die Übertragung erfolgt in erster Linie über direkten physischen Kontakt.
Abbildung 1 zeigt die wichtigsten Infektionen in Deutschland, die im Jahr 2020 gemeldet wurden, mit Fallzahlen und Inzidenzen (Fälle pro 100.000 Einwohnenden). Die Daten unterstreichen die Bedeutung von SARS-CoV-2 (2.147 Fälle/100.000 Einwohnende) und Influenza (234 Fälle/100.000 Einwohnende) [RKI, 2021]. Maßnahmen, die dazu beitragen, dass es seltener zur Infektionsübertragung kommt, haben somit einen hohen Stellenwert für die Gesellschaft. Anmerkung: Während der SARS-CoV-2-Pandemie nahmen die COVID-19-Fälle einen großen Anteil der gemeldeten Infektionskrankheiten ein, in anderen Jahren kann die Verteilung der Krankheiten anders aussehen.
Sollen bei der baulichen Planung infektionspräventive Aspekte zielgerichtet und ressourcensparend beachtet werden, ist die Kenntnis über die häufigsten Infektionserkrankungen und deren Übertragungswege essenziell.