Infektionsübertragungswege
Das genaue Wissen über die Übertragungswege von Infektionserregern ist eine wesentliche Grundvoraussetzung für die Prävention übertragungsbezogener Infektionserkrankungen. Im Wesentlichen werden die direkte und indirekte Infektionsübertragung unterschieden (Tabelle 1).
Tabelle 2 zeigt beispielhafte Erreger für die verschiedenen Übertragungswege. Manche Erreger können über mehrere Übertragungswege übertragen werden.
Nahfeld und Fernfeld
Vor der SARS-CoV-2-Pandemie wurde bei der Darstellung der Übertragungswege zwischen Tröpfchen- und Aerosol-Übertragung unterschieden. Während der Pandemie wurde deutlich, dass eine solche strikte Unterscheidung nur bedingt geeignet ist und es fließende Übergänge gibt. Deshalb werden heute das Nahfeld und das Fernfeld in der Umgebung einer Person mit Infektion differenziert. Viren und Bakterien, die eher groß sind, sedimentieren, sprich lagern sich nach dem Ausatmen bzw. dem Niesen oder Husten an Tröpfchen gebunden vor allem im direkten Umfeld einer Person ab (bis ca. 1,5 m = Nahfeld). Bei kurzen Kontakten kann das Infektionsrisiko durch Abstandhalten gesenkt werden. Zusätzlich kann eine Maske (Mund-Nasen-Schutz oder FFP2-Maske) getragen werden.
Sehr kleine Viren oder Bakterien können, gebunden an Tröpfchenkerne, auch nach Verlassen des Raumes einer infektiösen Person noch lange in der Luft schweben und sich im gesamten Raum ausbreiten (>1,5 m = Fernfeld). Verdünnung bzw. Elimination (z. B. durch Lüftung) kann hier maßgeblich zur Verringerung des Infektionsrisikos beitragen. Bei länger dauernden Kontakten/Aufenthalten sollte eine Maske getragen werden. Infektionen im Nah- und Fernfeld einer Person können ineinander übergehen, sodass eine strikte Unterscheidung auch hier schwierig ist.
Faktoren, die das Infektionsrisiko steigern, Beispiel SARS-CoV-2
SARS-CoV-2 kann Personen im nahen Kontakt über Tröpfchen infizieren, aber auch über Aerosole bei längerem Aufenthalt der Personen im selben Raum.
Neben patientenbezogenen Faktoren hängt die Wahrscheinlichkeit der Infektionsübertragung u. a. von folgenden Faktoren ab:
- Menge der ausgeschiedenen Erreger durch die Infektionsquelle
- Aktivität der Infektionsquelle (Sprechen vs. Schreien / Singen, Sitzen vs. Rennen etc.)
- Nähe des Kontaktes
- Kontaktzeit
- räumliche Bedingungen (z.B. Größe, Personendichte)
Ein grundsätzliches Wissen über Infektionsübertragungswege und die daraus abzuleitenden Präventionsmaßnahmen sollte zum Basis-Gesundheitswissen der Bevölkerung gehören. Je besser die Menschen damit vertraut sind, umso eher verstehen sie notwendige Präventionsmaßnahmen und umso höher ist die Chance der Umsetzung.