Materialforschung
Ein wesentlicher Aspekt der Planung kritischer Infrastrukturen ist die Materialwahl, die nicht nur nach deren Einsatzort und Nutzung, sondern auch unter hygienischen Gesichtspunkten getroffen werden muss. Die Materialeigenschaften entscheiden über die Besiedlung und Ausbreitung von Keimen auf Oberflächen und über deren Reinigbarkeit. Somit sind sie ein Ansatzpunkt für eine hygienesichere Planung. Unabhängig von ihren ursprünglichen Eigenschaften ist jedoch zu beachten, dass sich aufgrund von chemischen, physikalischen und mechanischen Einflüssen die Materialeigenschaften über die Zeit verändern können. Schlussendlich hat dies einen Effekt auf die Hygienesicherheit der Oberflächen.
Warum ist die Materialwahl wichtig?
In Deutschland erkranken jährlich bis zu 600.000 Patient*innen an einer nosokomialen Infektion während eines ambulanten oder stationären Aufenthaltes in einer Gesundheitseinrichtung. Der Grund für eine nosokomiale Infektion ist nicht selten auf eine mangelhafte Hygiene und erhöhte Restverunreinigung der Oberflächen zurückzuführen. Im Hinblick auf die Hygienesicherheit und Infektionsprävention ist die Materialauswahl in Gesundheitseinrichtungen von zentraler Bedeutung. Eine gute Reinigbarkeit der Materialoberflächen hat einen direkten Einfluss auf die Anzahl und die Überlebensdauer von pathogenen Erregern. Ferner haben Materialalterungen einen direkten Einfluss auf die Reinigbarkeit der Materialoberflächen. Die Ursachen der Alterungsprozesse können je nach Einsatzort vielfältig sein. Dennoch führen Materialalterungen oftmals zu einer Verschlechterung der Reinigbarkeit der Feststoffoberflächen. Die Verschlechterung der Reinigung verstärkt unmittelbar das Infektionsrisiko in den Gesundheitseinrichtungen.
Wissen zur Materialalterung
Die folgenden Artikeln erläutern das Vorgehen, wie die hygienebezogenen Eigenschaften einer Feststoffoberfläche in bewertbare und vergleichbare Größen überführt werden. Mit speziellen Versuchsaufbauten werden die Oberflächeneigenschaften (freie Oberflächenenergie und Rauheit) der Feststoffoberflächen untersucht. Die experimentell ermittelten Messgrößen werden in einen vergleichbaren Parameter (Restpartikelmenge) überführt, der zur Beurteilung der Reinigbarkeit einer Feststoffoberfläche herangezogen werden kann. Die Veränderung der Restpartikelmenge vor und nach der Alterung bilden die Grundlage für die Beurteilung der Materialien für den Einsatz in Gesundheitseinrichtungen.